Willkommen auf der Homepage des dPV

Veranstaltungen finden Sie unter der Rubrik "Termine"

 

Rückblick auf das Monatstreffen im April 2017

Zu Gast bei unserem Monatstreffen im April war die Logopädin Frau Sabine Melzer-Wiesend mit dem Thema „Logopädie – Hilfe zum verständlichen Reden, zur deutlichen Mimik und zum leichteren Schlucken“.

Die Logopädie ist zuständig für Probleme mit der Sprache, mit dem Sprechen, mit dem Schlucken und mit der Stimme. Die Hauptsymptome der Parkinson-Erkrankung verstärken die Probleme.

Beim Rigor kommt es zur erhöhten Muskelanspannung, die Atmung wird flach und es hat Auswirkungen auf die Sprachmelodie, das Sprechtempo und die Stimme. Beim Tremor, dem Zittern, wird die Zunge in Mitleidenschaft gezogen, die Sprache wird undeutlich. Bei der Akinese, der Steifigkeit, kommt es zur Unbeweglichkeit und das Sprechtempo wird verlangsamt.

Um diesen Problemen auf Dauer entgegen zu wirken ist tägliches Üben sinnvoll. Dies geschieht vorzugsweise nach dem LSVT LOUD Programm. Es hat zum Ziel durch tägliches Training eine lautere Stimme in jeder Situation im Alltag einsetzen zu können und durch das LSTV (Lee Silverman Voice Treatment) eine andere Einstellung zur Lautstärke der Stimme zu bekommen. Die Lautstärke der Stimme hat Auswirkung auf die Aussprache: wer lauter spricht, spricht deutlicher. Außerdem wird das Sprechtempo erhöht, die Mundöffnung wird beim Sprechen größer und damit auch die Sprache deutlicher.

Zu Beginn des Programms steht ein intensives 4-wöchiges Training mit der Logopädin, um danach zu Hause täglich üben zu können. In der ersten Woche werden nur Wörter und Phrasen geübt. In der zweiten Woche werden Sätze gelesen und kurze Unterhaltungen geübt. In der dritten Woche werden ganze Passagen gelesen und Unterhaltungen geübt. In der vierten Woche wird gezielt auf Unterhaltungen hin trainieret. Dabei ist das Kernstück des Trainings Lautstärkenübung mit vielen Wiederholungen und intensives Üben.

So gibt es Übungen für zu Hause, die jeder ausprobieren kann:

1. Übung: Maximale Tonhaltedauer auf Aa. Dabei den Ton so lange wie möglich halten. Der Ton soll dabei lang und gut sein. Das verbessert den Stimmbandschluss und die Lautstärke. Stimmbänder sind Muskeln. Werden sie nicht trainiert, wird der Muskel schwach und die Stimme leise und undeutlich.

2. Übung: Sie trainiert den maximalen Stimmumfang. Dabei werden hohe und tiefe Töne stimuliert. Auch hier benutzt man das Aa, tief beginnen und dann mit dem Ton in die Höhe gehen. Anschließend hoch beginnen und dann in die Tiefe gehen. Die Kehlkopfbewegung wird erweitert und die Stimmbänder werden angespannt. Dabei ruhig ein Glas Wasser bereit stellen und einen Schluck trinken, damit sich die Stimmbänder wieder entspannen können.

3. Übung: Jetzt wird die Sprechlautstärke trainiert. Dafür immer Alltagsphrasen wiederholen wie zum Beispiel: Hallo, wie geht es Dir. – Einen Erfolg der Übungen sieht man jedoch nur, wenn man diese Übungen dauerhaft wiederholt und trainiert.

 

Neben dem Sprechen ist das Schlucken – die Dysphagie – ein wichtiger Aspekt. Schlucken ist ein automatischer Vorgang, den wir nicht bewusst wahrnehmen. >Dabei schlucken wir bis zu 2000 Mal am Tag und bewegen jedes Mal dabei 50 Muskelpaare und 6 Hirnnerven. Erst wenn Schluckprobleme auftreten bemerkt man wie wichtig Schlucken ist. Gerade Parkinsonpatienten schlucken zu wenig. Dabei sammelt sich Speichel im Mund an, der nicht selten ungewollt aus dem Mund heraus läuft.

Beim Schlucken gibt es drei verschiedene Phasen:

In der ersten Phase gelangt die Nahrung in den Mund.

Die zweite Phase ist die Kauphase. Dabei kann es vorkommen, dass Nahrungsreste im Mund bleiben, das Essen fällt vielleicht wieder aus dem Mund heraus. Man kaut nicht gut, da die Nahrung nicht gut im Mund gespürt wird. Die Zunge ist dabei ein wichtiger Transportweg.

Die dritte Phase ist der Schluckreflex. In dem Moment, in dem wir schlucken, halten wir unbewusst die Luft an, die Luftröhre verschließt sich und der Nahrungsbrei gelangt in die Speiseröhre. Dabei bewegt sich der Kehlkopf rauf und runter. Geht der Kehlkopf hoch, verschließt er – geht er runter, öffnet er die Speiseröhre. Die Zunge drückt die Nahrung nach hinten. Ist dieser Reflex gestört kommt es zu einem unvollständigen Kehlkopfverschluss – wir verschlucken uns. Das Husten ist dann der Reflex um die Nahrung wieder aus der Luftröhre zu entfernen.

Probleme beim Schlucken erkennt man an folgenden Beschwerden:

- Regelmäßiges Verschlucken beim Essen,

- Vermeidung von verschiedenen Speisen,

- Regelmäßiges Husten beim Essen und Trinken,

- Schwierigkeiten bei der Einnahme von Tabletten,

- Lange Dauer der Nahrungsaufnahme.

Aber auch Schlucken kann man üben. Um die Muskeln, die beim Schlucken benötigt werden, zu trainieren kann man den Buchstaben P mit den Lippen formen. Für die Zungenspitze spricht man ein T . Der Zungenschlund unterstützt das Schlucken. Hierfür eignet sich der Buchstabe K .

Hilfreich ist es auch weiche statt feste Nahrung zu sich zu nehmen. Und wenn das Trinken Probleme bereitet ist es sinnvoll Getränke etwas anzudicken, damit die Fließgeschwindigkeit verringert wird. Beim Schlucken ist es sinnvoll den Kopf nach vorne zu beugen. Das Schlucken fällt so leichter und es ist ein kraftvolleres Schlucken. Gut ist es bewusst noch einmal nach zu schlucken um Nahrungsreste im Mundraum zu vermeiden.

So gibt es ein paar Grundregeln für ein gutes Schlucken:

- Beim Schlucken aufrecht sitzen, am besten im 45-Grad-Winkel,

- Beim Essen keine Ablenkung haben und keine Unterhaltung führen,

- Große Bissen vermeiden,

- Gründlich kauen, dabei das Kinn nach unten drücken und kräftig schlucken.

Sinnvoll ist es nach dem Essen noch 20 Minuten sitzen zu bleiben, da die Speiseröhre die Nahrung in den Magen transportiert. Wenn dieser Muskel nicht gut funktioniert, dauert der Vorgang länger. Beim abrupten Aufstehen nach dem Essen hat man dann das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben oder aber man denkt die Nahrung kommt wieder hoch.

Bei erhöhtem Speichelfluss sollte man versuchen öfter zu schlucken und auf gute Mundhygiene zu achten indem man mit der Zunge den Mundraum auf Speisereste untersucht.

50% aller Parkinsonpatienten leiden an Schluckbeschwerden – aber nur 4% kommen zur logopädischen Therapie. Dabei trägt die Krankenkasse die Kosten zu 90% (ähnlich wie bei der Krankengymnastik) und der Arzt kann das als budgetneutrale Verordnung buchen. Selbst Hausbesuche sind möglich.

 

Frau Sabine Melzer-Wiesend hat ihre logopädische Praxis in der Jakobstraße 24, 95447 Bayreuth, Telefon: 0921 514484, Email: info@logopädie-bayreuth.de

 

Der Nachmittag wurde von vielen interessierten Mitgliedern der Selbsthilfegruppe verfolgt. Und wie schön ist es doch da zu hören, dass unser Gruppenleiter Herr Dieter Stein für sein mittlerweile 17-jähriges Engagement für diese Gruppe das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten für dises Ehrenamt verliehen bekam. Wir freuen uns mit ihm und sagen ein herzliches: „Vergelt’s Gott Herr Stein“, schön, dass Sie sich jahrelang so intensiv engagieren und nicht müde werden immer wieder spannende, wichtige und interessante Themen für die Selbsthilfegruppe zusammen zu stellen …!!!

 

Zwei Gedanken, die Albert Schweitzer sehr wichtig geworden sind:

Ehrfurcht vor dem Leben

Bruderschaft der vom Schmerz gezeichneten.